Abolitionismus, Veganismus und Anarchie im Tierschutz (Vortrag auf Festival „Otevři oči 2007“ in Prag und Zlin)

Ich erinnere mich, als ich als ein Kind zusammen mit einem Freund irgendwo an einer Baustelle eine Maus fingen. Wir kletterten mit ihr auf Dach von Olmützer Kegelzentrum (als Kinder verbrachten wir viel Zeit auf diesem Dach), banden ihr eine Leine an Schwänzchen und spielten mit ihr. Wenn sie von uns weg lief, ließen wir sie ein Stückchen laufen, dann zogen wir sie langsam zurück oder zuckten und hatten Spaß, wie sie um ihr Leben kämpfte.

Wir gingen hin und her am Dach, schleppten die Maus nach, dann liefen wir auch, ließen die Maus vom Dach herab und zogen sie wieder nach oben, drehten sie über unseren Köpfen und zum Schluss warf ich sie gegen die Wand.

Zu Beginn unseres Spiels wollte die Maus weglaufen. Dann zitterte sie nur an einer Stelle. Wir sahen doch, dass sie Angst hat, dass sie den großen Kinderhänden entgehen und in Sicherheit kommen will. Also warum ließen wir sie nicht los? Weil es Spaß machte und interessant war? Weil ihre Angst, Schmerzen und Leben bloß Angst, Schmerzen und Leben unseres Spielzeugs waren? Wieso tat es damals nicht weh? Erst heute.

Sklaverei

Wenn ich die Beziehung von meisten Menschen zu den Tieren in Labors, auf Farmen usw. direkt benennen möchte, wie ich sie sehe, und das will ich, dann muss ich von einer Sklaverei reden. Ein Sklave zu sein, bedeutet, von der persönlichen Freiheit befreit zu sein und ein handelbares Eigentum zu werden. Es bedeutet, in einem fremden Eigentum zu stehen.

Nur die oder der kann eine Sklavin oder ein Sklave sein, wer eigene persönliche Interessen hat, weil nur die oder der von der persönlichen Freiheit befreit sein kann. Weil auch die anderen Tiere, und nicht nur der Mensch, eigene Lebensinteressen haben, können sie über sich selbst entscheiden, wohin und wie zu gehen, wen zu berühren, wen und was zu vermeiden, wen zu lieben, weil sie ein freies Leben führen können und weil das Leben nur der oder dem gehört, wer es lebt, ohne Rücksicht auf eine Lebewesensart, ich rede von einer Versklavung dort, wo der Mensch aus den Tieren sein Eigentum macht. Weil wir leben können, ohne ihnen dies alles zu nehmen oder zu zerstören, halte ich ihre Versklavung für eine sinnlose Gewalt.

Derzeit gültige Legislative der Tschechischen Republik spricht auch genauso wie ich von einer Sklaverei, wenn auch in einem anderen Maße und euphemistisch. Sie definiert die Tiere als „Lebewesen, die die Schmerzen und Qualen empfinden können” (1), wobei der Mensch nach diesem Gesetz für kein Tier gehalten wird, als ob er etwas anderes gewesen wäre.

Nach dem Gesetz, nach seiner eigenen Definition, obliegt den Tieren das Leben und eine gewisse eigene Fähigkeit, um das Leben zu empfinden, und gleichzeitig werden sie für ein Eigentum gehalten. Sie spricht nicht davon, dass ein Schwein, Hund oder eine Ratte etwas wie ein Stuhl, Traktor, Skalpell oder Geld sind. Sie hält sie für lebendige Sachen. Verletzt ihr ein Tier, das ein anderer Mensch besitzt, könnt ihr wegen Beschädigung der fremden Sache strafrechtlich verfolgt werden. Das ist rechtliche sowie faktische Sklaverei und gleichzeitig ein schizophrenes Bekenntnis dazu.

Ein Sklave zu sein, bedeutet nicht gleich, in einer Erbarmungslosigkeit zu leben, aber es geht immer um den Verlust der Möglichkeit über sich selbst entscheiden zu können. Den Tieren in den Labors, auf den Farmen oder an anderen Stellen wurde nicht nur die persönliche Freiheit sondern auch die Evolutionsfreiheit entzogen. Die Eigenschaften und Lebenszyklen von Tieren werden geändert, als ob sie nur erwerbsfähige Spielzeuge gewesen wären.

In den 80er Jahren bildete die Brustmuskulatur 10 % des Gewichts vom durchschnittlichen Huhn, heutzutage sind es 21 % und man erwartet sogar 30 %. (2) Ein weibliches Schwein bringt (schwachsinnig ausgesprochen) in einem Wurf 10 bis 16 Ferkel zur Welt; das bedeutet mehr Ferkel als Funktionszitzen, und während des Jahres kann eine Sau (falls sie eine gute Reproduktionseinheit ist) 2 - 2,5x junge Ferkel werfen. Ihr Leben dreht in einem gewaltsamen künstlichen Befruchtungs- und Gebärprozess, immer in einem Kreis, solange sie völlig nicht erschöpft sind. Dann werden sie auf einen LKW geladen und zum Schlachthof gefahren.

FAO schätzt, dass mehr als 50 Milliarden verschiedener Tieren wegen der Gewinnung ihrer Körper, bestimmt für die menschliche Konsumierung, im Jahr 2003 in der ganzen Welt getötet wurden. Die Einschätzung entstand aufgrund der Berichte aus mehr als 210 Ländern und Staaten, und es ist sehr wichtig, zur Kenntnis zu nehmen, dass es sich um eine stark reduzierte Zahl wegen mancher Länder oder Staaten handelt, die über die Statistik aufgrund der Ausschließung einiger Lebewesensarten und Tiere aus Töten nicht informierten (es werden z.B. keine Wassertiere angerechnet), und es sind auch die Tiere nicht angerechnet, die ihre tierische Produktion nicht bewältigten. (3)

In der Nähe von Mekka wurde der größte Schlachthof in der Welt mit der täglichen Kapazität bis zu 200 Tausend Tieren in Betrieb genommen und man nimmt an, dass er mehr als 100 Tausend Menschen beschäftigen wird. (4) Danish Crown setzte als die erste Gesellschaft in der Welt eine voll automatisierte Schlachtlinie für die Schweine mit der maximalen Arbeitskapazität 360 - 400 Schweine in der Stunde in Betrieb. (5)

Die Tiere sind zu Produktionseinheiten reduziert, in Dunkelheit und Beton geschlossen, und nach ihrem kurzen Leben, wo Angst, Schmerzen, Langweile und Einsamkeit ihre alltägliche Realität bilden, werden die Schlachtlinien der Schlachtbetriebe zu ihrer Endstation.

1) Zákon č. 246/1992 Sb., na ochranu zvířat proti týrání. (Tierschutzgesetz Nr. 246/1992 Slg.)
2) Joel Achenbach: Masitá kuřata, National Geographic, duben 2005 (V 80. letech tvořilo maso z prsou 10% váhy průměrného kuřete, dnes to je již 21%, říká John Hardiman, genetik z firmy Cobb-Vantress v arkansaském Siloam Springs. (Fleischhühner, National Geographic, April 2005 /In den 80er Jahren bildete das Fleisch von Brust 10 % des Gewichts eines durchschnittlichen Huhnes, heutzutage sind es sogar 21 %, sagt John Hardiman, Genetiker der Firma Cobb-Vantress in Siloam Springs in Arkansas. „Ich halte für sicher, dass wir 30 Prozent erreichen, was sich zum heutigen Stand der Truthähne und Puten sichtlich nähert, bemerkte Hardiman.)
3) Statistische Datenbasis FAO - Landwirtschaft - http://faostat.fao.org/faostat/collections?subset=agriculture
4) Fleischwirtschaft, 80, 7/20005) Schlachtlinie für Schweine komplett, Fleischwirtschaft, 2001, Nr. 5, S. 111-115

Mensch und Tier

Die Frage, ob ein Tierleben und ein Menschenleben für mich das gleiche Niveau darstellen, ist ein Fehlschlag. Mögt ihr lieber Äpfel oder Obst? Was ist das für eine Frage? Ein Apfel ist doch Obst. Genauso wie der Mensch ein Tier ist. Einer der vielen Lebewesensarten. Ich finde es nicht beleidigend, aber ich kenne viele Menschen, sogar die Mehrheit, die von ihrer Angehörigkeit Abstand nehmen, und wenn man dies ihnen erwähnt wird, dann sind sie beleidigt.

Der Mensch ist doch ganz anders wie die Tiere, sagen sie. Ich darf nicht den Menschen mit einer Ratte oder einer Kuh vergleichen. Ja, ich darf. Der Begriff - Tier - beinhaltet so viel, dass er eine Wanze, einen Menschen, einen Delfin oder einen Elefant umfasst. Und eine Ratte mit der Kuh ebenso. Dieser Begriff umfasst alle aufgrund gemeinsamer Zeichen, die die Unterschiede nicht ablehnen. Ein Delfin ist keine Wanze, eine Ratte ist keine Kuh, ein Mensch ist kein Elefant. Aber alle sind Tiere. Nehmt ihr es nicht übel.

Sicher, wir verfügen über einen unterschiedlichen Umfang des Bewusstseins und Selbstbewusstseins, unterschiedliche Fähigkeiten und Entwicklungsmöglichkeiten. Unterschiedliche Formen, Behaarungssteifen. Aber wir sind uns nicht fremd.

Vielleicht fühlen wir weniger mit anderen Lebewesen mit und weinen mehr für den Schmerz eigener Mutter als für den Schmerz der Mutter aus der Gegenwohnung, aber das ist kein Grund, den fernen Schmerz zu übersehen oder ihm einen eigenen Wert anstelle des Wertes von dem, der ihn empfindet, zuzuschreiben.

Wenn du einer Kuh ein Auge ausstichst, wird sie solche Schmerzen haben, wie es nur möglich ist. Wenn du einem Menschen ein Auge ausstichst, wird er solche Schmerzen haben, wie es nur möglich ist. Was sonst sollten wir davon wissen, um den Schmerz dort nicht auszulösen, wo es nicht nötig ist.

Dazu bemerke ich ein bisschen als eine Nacherklärung, dass die meisten Menschen, die das Wort „Tier” hören, eigentlich „Untermensch” hören, und wenn sie das Wort „Mensch” hören, dann hören sie eigentlich das Wort „Übertier”.

Abolitionismus

Für die Sklaverei gibt es keinen anderen Weg als die Aufhebung der Sklaverei. Hierzu muss man zwischen einer humanen Sklaverei unterscheiden, zwischen einem Spiel auf Tierbefreiung und einer Tierbefreiung.

Welfare respektiert die Vorherrschaft des Menschen über die anderen Tiere, stellt die Sklaverei nicht in Frage, behält es weiter als legal, legitim und aktiv, er strebt nur eine humane Sklaverei in welcherlei Form an.

Wie weit solche Logik gehen kann, kann man z.B. daran sehen, dass er für besser hält - ein Kälbchen gleich nach seiner Geburt einer Kuh zu entnehmen, und nicht nach zwei Wochen, weil ihre instinktive gegenseitige Beziehung nach zwei Wochen stärker als gleich nach der Geburt ist, also es geht um eine kleinere Quälerei. Und sie haben Recht. Eine tadellose Logik, falls ihr es bloß in Sklaverei-Möglichkeiten betrachtet.

Vielleicht werden auch die Tierversuche auf nächstem „Otevři oči” behandelt, und das hoffe ich, und vielleicht werde ich wieder eingeladen und vielleicht werde ich kommen, ich werde jetzt nicht dieses Thema ausführen, ich verweise nur auf unsere Webseite und andere Vorträge.

Gestern fragte mich jemand, was würde ich den empfehlen, die Fleisch, Eier und Milch essen wollen, aber sind mit der Art, wie die Tiere heutzutage meistens behandelt werden, nicht einverstanden. Ob ich ihnen z.B. die Lebensmittel aus ökologischer Tierhaltung empfehlen würde. Ich sagte, dass auf keinen Fall. Ich empfehle ihnen einen, zwei oder mehr Veganer-Tage in der Woche, wie viele sie eigentlich wollen oder schaffen. Das ist immerhin nicht so anstrengend. Überdies kann man daraus lernen und über die Ablehnung oder Akzeptanz der Sklaverei nachdenken. Es verbleibt nicht nur in der Logik ihrer Akzeptanz oder eventueller Regelung.

Veganismus ist kein Vegetarismus

Du kannst dich endlos über die gesetzgebenden Regelungen oder über die Verbesserung der Bedingungen für die, die frei sein sollen, streiten, aber du kannst eine Veganerin oder ein Veganer werden und die Vegankultur propagieren und leben. Warum sich um eine bessere Sklaverei und die Ermordungen reisen, wenn du sie durch einen einfachen Schritt stoppen kannst?

Der beste Tierschutz ist kein Gesetz, sondern Veganismus und Bewusstsein, dass Veganismus trotz Elend und Qual nicht alles ist, sondern dass es um einen Bestandteil des Ganzen geht.

Viele Menschen halten Veganismus für einen Bestandteil des Vegetarismus. Damit bin ich nicht einverstanden. Veganismus überschreitet Vegetarismus nicht nur aufgrund des Maßes der Ansicht sinnloser Quälerei und sinnlosen Tötens von Tieren, sondern auch mit seinem Potenzial. Vegetarismus ist positiv in dem Sinne, dass er Verbrauch von Fleisch und damit verbundenes Töten ablehnt, und negativ in dem Sinne, dass er Verbrauch von Eiern und Milch und damit verbundene Qual und Töten nicht ablehnt und dem hilft. Deswegen ist es wichtig, Veganismus als keinen Bestandteil des Vegetarismus zu popularisieren und zu verbreiten, sondern als eine selbständige kulturelle Richtung.

Die Milchproduktion ist untrennbar verbunden mit dem Blutvergießen. Abgenutzte Kühe, überflüssige Stiere und Kälbchen und die alle enden auf einem Schlachthof. Milch ist Mord. Falls ihr Milch trinkt, Joghurt und Käse esst, gehört ihr zu den, die dieses grausame Karussell in Drehung versetzen und in Tätigkeit halten. Die Milch einer Kuh ist bloß eine Nahrung für ein Kälbchen und darin besteht ihr einziger Wert. Sie ist keine landwirtschaftliche Kommodität. Und der Sinn des Lebens von Kühen ist keine Milchproduktion. Und wenn ein Transport zum Schlachthof an ihnen, Vegetarierinnen und Vegetariern, vorbei fährt, wird er auch euere Tiere transportieren. Nur ein anderer Mensch wird sie abschlachten und fressen.

Genauso tragen die Vegetarierinnen und Vegetarier die volle Verantwortung z.B. für die Hennen, die beim Eierlegen erschöpft sterben oder für die Hähne, die am ersten Tag der Geburt direkt in den Aufzuchtbatterien vergast werden oder mit schnell rotierenden Schneiden noch am Leben zerhackt werden, weil sie die Eier nicht legen können, also überflüssig sind.

Gewalt

Ihr entscheidet euch für einen Stadtbummel. Sonne, Behaglichkeit und so. Dann seht ihr jemanden, der einen anderen schlägt, was werdet ihr machen? Weiter gehen? Anhalten? Helfen? Und entscheidet ihr euch für das Helfen, aber wie? Und der, wer ein Opfer ist, wird ohne Kraft, nur steif und niedergeschlagen am Boden liegen und unter Schlägen halten.

Ihr könnt versuchen, mit dem, der schlägt, zu diskutieren. Er soll es lassen, weil er verletzt und das Opfer Schmerzen hat. Vielleicht klappt es und er hört auf, aber was dann, wenn er nicht aufhören wird? Bleibt es nur bei einer Diskussion?

Vor ein paar Jahren entstand eine Gruppe Only One Solution (O.O.S.), die von einer Überzeugung ausgeht, dass die Welt nicht nur die Menschen betrifft, und wenn ein Lebewesen um sich herum so viel Qual verursacht, dann sollte man solches Lebewesen im allgemeinen Interesse vernichten.

In ihrem Manifest führen sie an, dass sie zu keinem Hass geführt werden, aber dass es keinen anderen Weg gibt. Sie sagen, dass die Geschichte und die alltägliche Realität zeigen, dass man sich auf menschliches Mitleid nicht verlassen kann, dass die Menschen nie ihre Vorherrschaft über Nichtmenschen aufgeben, dass die Macht ein Suchtmittel ist und die Vorherrschaft zu bequem, und dass die Rettung einiger Tiere inkl. der Änderung einiger Menschen ungenügend ist. Und was sollen die Tiere, die jetzt leiden, mit unserem Warten?

Wenn du den Fakt annimmst, dass die Welt kein Eigentum von Menschen ist, und wenn du die Welt und die Tätigkeit des Menschen in der Welt so ansiehst, befreit von allen moralischen sowie unmoralischen Regeln, die der Mensch schuf, dann wird diese Lösung für dich weniger wahnsinnig oder zumindest weniger wahnsinnig als das aussehen, was mit der Welt die Menschen machten.

Um sich das Ausmaß dieses Elends bewusst zu werden, könnt ihr vorstellen, wie das aussehen würde, wenn die Menschen dies alles zurückbekommen würden, was sie den Tieren antun.

Ich bin überzeugt davon, dass die Recherche und Tierrettung, in der Maske oder ohne die Maske, größeres Potenzial als die Anschläge haben. Und nicht nur wegen des von der Mehrheitskultur falsch geprägten Wertes des Menschenlebens, der zum Mittelpunkt von Alles wurde, und damit verbundenen strategischen Gründen. Oder infolge dessen, dass ich an die Güte eines Menschen glauben würde, und dies sollten wir nur auf eine Friedensart verlangen, weil ich nicht sicher bin. Oder deswegen, weil ich erwarte, bis der hunderte Affe begreift. Ich kenne nichts, was mehr als Mord, obgleich regulierter, in der Bewegung des Elends und der Grausamkeit versagte. Sowie auch mein Gefühl ist woanders und ich bin mit ihm, selbst wenn zerrüttet.

Die Gewalt im Schutz der Tiere vor Gewalt verfügt über ihren momentanen und vielleicht auch positiven Wert aber auch über minimales Potenzial gegenüber größeren und dauerhaften positiven Änderungen. Sowie auch jeder, obzwar gerechte Krieg.

Es ist auch wichtig, zur Kenntnis zu nehmen, was der Krieg mit denjenigen macht, die kämpfen, und wie leicht auch die Selbstverteidigung in eine Repression rutschen kann.

Leider fürchte ich, auch mit Rücksicht auf das vorstehende, dass die Reden darüber, dass wir den Wert eines Tierlebens gleich wie den Wert eines Menschenlebens schätzen, nur Lügen und Heuchelei sein werden, bis wir den bewaffneten Kampf zur Verteidigung anderer Tiere und nicht nur der Menschen für berechtigt halten werden.

Ich kann mir vorstellen, dass ich im Tierschutz auch die Gewalt als Hilfe verwende, und ich finde es als keine inadäquate Antwort. Dafür kenne ich zu viel Gewalt, Vernichten, Töten und das, dass es nicht nötig ist. Dafür bin ich allzu sehr an der Seite der Opfer. Ich weiß, dass das keine Gesamt- oder Endlösung ist, aber die Welt betrifft nicht nur das.

Ich bin mir bewusst, dass man in gegenwärtiger Gesellschaft solchen Kampf nicht verstehen und durch allgemeinen Fanatismus zeichnen würde, aber wie viele von euch würden bei den wirklich nahen Menschen unentschlossen sein?

ALF

Ein Beispiel für eine gewaltlose direkte Aktion ist Animal Liberation Front. Dank dieser Arbeit verfügt die Tierschutzbewegung über die Materialien, die die Misshandlung von Tieren in den Labors und auf den Farmen dokumentieren, die Beweise für die Öffentlichkeit, dank dieser Arbeit wurden die Projekte gestoppt, die Labors und die sog. Zuchtstationen geschlossen, tausende Tiere aus Quälerei und sinnlosem Tod gerettet und tausende Menschen änderten ihre Richtung im Interesse der Tiere.

Natürlich handelt es sich dabei um einen beschränkten Erfolg, aber auch bei dem legalen Tierschutz geht es bloß um die beschränkten Erfolge. Und dazu erhält er die verkehrten Prioritäten. Die Lebensrettung ist für sie nicht wichtiger als Eigentum, Gesetz, Mehrheitsansicht. Oder sie verhalten sich so, als ob es nicht so gewesen wäre.

Es ist so, dass diese Menschen die Arbeit von ALF oder ähnlichen Gruppen manchmal beschädigen, und sie machen es mit Absicht, auch wenn aus unterschiedlichen Gründen. Meistens denken sie dabei nicht an die Folgen, weil sie auch in ihrem Denken keine legalen Grenzen überschreiten.

Ich denke, dass die Dämonisierung dieser Aktivitäten öffentlich konfrontiert werden muss. Von der Seite des Staates, der Industrie, des Not-Profit-Sektors oder der Mehrheitsansicht. Wir sind eine antiterroristische und keine terroristische Bewegung.

Anarchie

Jemand fragte mich vor kurzem, ob ich das, worüber ich rede, in ein paar Sätze zusammenfassen kann. Ich antwortete darauf, dass nur ein Satz mit drei Wörtern reicht - „Neubližuji, kde nemusím.” („Ich tue dort nicht weh, wo ich nicht muss”.) Diese Philosophie lässt mir eine Wahlmöglichkeit sowie die Verantwortung und gleichzeitig bringt sie mir ein Denken in Gewissheit und Ungewissheit bei. Sowie auch jedem anderen. Sie ist nicht autoritär. Sie zwingt keinen timokratischen, oligarchischen, demokratischen oder tyrannischen Willen auf.

Immer weniger glaube ich an kategorischen Imperativ und immer weniger verlange ich ihn. Viel mehr frage ich, warum eigentlich die Tierrechte und immer mehr entferne ich mich von ihnen. Als ich zum ersten mal eine Halle voll von sog. Masthühnern betrat und nur ein paar Wochen alte Vöglein sah, die ihr industriell verkrüppeltes Bein nach sich oder längs des Körpers zogen, die sich manchmal mit Hilfe von ihren Flügeln bewegten, um gerade zu gehen, als ob sie ruderten, fragte ich nach keinem Recht und suchte keine Pflicht. Warum sollte ich sie den anderen aufzwingen?

Die meisten Menschen in den Tierschutzorganisationen wenden sich nicht an den Menschen als an ein eigenständiges freies Wesen, sondern an Showbiz. An Regierung, Gesetze, Medien oder Celebrity. In einem unvernünftigen Glauben an Perestroika und an sich selbst wie an die positiven Viren, halten sie für Erfolg, wenn sie ein Bestandteil des Systems, gegen das sie kämpfen, werden können. Wenn mehrere Menschen ihr Programm einstellen, weil ein Sack voll Hoffnung mehr als eine Handvoll Wahrheit ist. Weil sie möchten, damit die, die das Programm einstellten, sie weiter annehmen, senden sie weiter, damit sie niemand umschalten kann. Und das wahre Gesicht und die Gründe für Tierquälerei verstecken sie immer mehr wie ein Piercing auf Klitoris einer Nonne.

Sie werden zum Spielbestandteil, zur Folklore des Systems, das eine gewisse Würde in der Gesellschaft ihnen dafür bietet, dass sie Glaube an seine Prinzipien, Rate und Wege zu erhalten helfen, die eine Änderung anbieten.

Sie verlassen sich auf Gesetz und Karitas völlig oder mehr als auf die eigene Kraft und direkte Aktion. Sie halten mit der Bildung von Vorstellungen von einer möglichen besseren Zukunft ab, statt die Gegenwärtigkeit zu ändern. Sie degenerieren zu einer bloßen Mitleid-Werbung ohne Konfrontierung mit wirtschaftlich-politischen Ursachen ihrer Misshandlung. Sie halten sich für unpolitisch, aber dabei bemühen sie sich um einen legislativen Einfluss, sie lobbyieren in Parlament, Senat, Regierung, sie initialisieren die Petitionen und verlieren eigene Stimmen in der Wahl.

Sie denken, dass sie irgendwann Horizont erreichen, weil sie denken, dass die Erde flach ist.

Ich bin überzeugt davon, dass auch das Positive, das man im Rahmen des Systems durchsetzen konnte, die Arbeit von den Menschen war, die sich dem System widersetzen, und nicht von den, die man durchkauen kann.

Meine Erkenntnis führte mich dazu, dass ich mich, gelinde gesagt, für inkonsistent und unlogisch halten würde, wenn ich ein Veganer und kein Anarchist sein würde.

Für die, die jetzt erschraken, weil ihre Vorstellung von einem Anarchisten gleich wie in einem Aufsatz ist, der im Kindergarten Des weißen Hauses im Jahr 1904 geschrieben wurde, zitiere ich: „Ein Anarchist ist ein sehr wildes Wesen. Er ist mit einem Gorilla am nächsten verwandt. Er tötet die Präsidenten, Prinzen, Minister und er sabotiert ihre Treffen und Sommerurlaube. Auf dem Kopf trägt er lange, zerzauste Haare im ganzen Gesicht. Anstatt der Fingernägel hat er lange, scharfe Krallen. Die Kleidung eines Anarchisten versteckt viele Taschen, in den er Steine, Messer, Pistolen und Lunten trägt. Er ist ein Nachttier. Nach der Verfinsterung versammelt er sich in Koppeln, großen und kleinen, und fädelt Überfälle, Ermordungen und Epidemien ein.”

Den, die glauben, dass dies eine Anarchie ist, sage ich - keine Angst, es ist keine Anarchie. Die Anarchie ist ein Vertrauen darauf, dass wir uns nicht besitzen müssen, dass wir uns nicht regieren müssen, um gut und besser zu leben oder Bemühungen um solches Leben.

Wir benötigen mehr Anarchie im Tierschutz.

Immerhin koexistieren wir in Vielfältigkeit von Kraft, Werten und Prioritäten, Weisheit und Debilität, innerer und äußerer Empathie, Vertrauen auf Hierarchie und in Ablehnung.

Was soll man damit machen?

(Omnia vincit amor?)

Übersetzung: Lívia O.

This entry was posted on Čtvrtek, Srpen 20th, 2009 at 9.08 and is filed under texte. You can follow any responses to this entry through the RSS 2.0 feed. Responses are currently closed, but you can trackback from your own site.

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